Initiative für Kinder von Tschernobyl e.V.

Rendsburg und Umgebung


Einem Kinde etwas Gutes tun, ist viel mehr als gar nichts tun


Information für Interessierte, neue Gasteltern und Paten

Was damals geschah

Am 26. April 1986 explodierte der Reaktorblock 4 des Kernkraftwerks in Tschernobyl/Ukraine, nachdem ein Versuch außer Kontrolle geraten war. Es bildeten sich radioaktive Wolken, die bei vorherrschendem Wind nach Nordosten zogen. Um ihr Weiterziehen nach Moskau zu verhindern, ließ die sowjetische Regierung diese radioaktiven Wolken über Belarus (Weißrussland) anschießen. Die Folge war verheerend: Die ganzen radioaktiven "Fallouts" gingen über den Gebieten um Mogilew und Gomel in Belarus und Brjansk (RSFSR) nieder und verseuchten für Jahrzehnte ein Fünftel der Belarussischen Republik, die drei mal so groß ist wie Bayern.

Die Bevölkerung wurde, wie es damals in der Sowjetunion üblich war, erst Tage und Wochen später über das Unglück informiert, und dann unzureichend. Vor allem gab es keine Schutzmaßnahmen. Tschernobyl — und das ist wissenschaftlich erwiesen — steht für die größte Kernkatastrophe der Menschheit. Infolge dieser Katastrophe wurden neunzig mal mehr radioaktive Stoffe in die Atmosphäre ausgestoßen, als dies in Hiroshima der Fall war.

Durch die viel zu späte Veröffentlichung der russischen Regierung konsumierte die Bevölkerung ahnungslos 1000 Tage lang die verseuchten Lebensmittel, sie badeten in verseuchten Gewässern usw. Die Folgen konnten natürlich nicht ausbleiben: Krebserkrankungen, Leukämie und andere Strahlenschäden nahmen mehr und mehr zu. Am 27.Juli 1986 verfügte das Moskauer Gesundheitsministerium "die Geheimhaltung aller Angaben über das Ausmaß der Strahlenschäden". Erst Mitte 89, als die Todesfälle, Krankheiten und Mißbildungen bei Neugeborenen erschreckende Ausmaße annahmen, mußte die Regierung endlich Farbe bekennen. Die Betroffenen organisierten sich 1989 zu großen Protestaktionen. Sie protestierten gegen die jahrelange Fahrlässigkeit der Behörden nach dem bisher schwersten Reaktorunfall der Welt. Spät — zu spät für viele, vor allem Kinder — wurden die Daten für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Mehr als diese, gewiß wichtige Bekanntgabe der Meßwerte, haben die Protestaktionen allerdings nicht gebracht. Nach wie vor fehlt es an Medikamenten, an Kindernahrung, an medizinisch-technischen Einrichtungen.

In ihrer absoluten Verzweiflung und Hilflosigkeit rufen die Tschernobylopfer die Weltöffentlichkeit auf, sie in ihrem Elend nicht zugrunde gehen zu lassen.

Initiativen für Kinder von Tschernobyl

Überall in Deutschland haben sich seit Ende der 80er Jahre Initiativen von Gasteltern gebildet, die Kinder aus den verstrahlten Gebieten bei sich aufnehmen. Im November 1993 gründeten auch einige Gasteltern aus dem Kreis Rendsburg-Eckernförde einen eigenen Verein, nachdem sie zuvor über den Flensburger Verein weißrussische Kinder bei sich aufgenommen hatten.

Die Initiative für Kinder von Tschernobyl e.V., Rendsburg und Umgebung, organisiert Erholungsaufenthalte für weißrussische Kinder im Kreis Rendsburg-Eckernförde. Reise- und Versicherungskosten (Kranken-, Unfall und Haftpflichtversicherung) betragen ca. 150,00 € pro Kind. Spendengelder werden ausschließlich für Reise- und Versicherungskosten verwendet; sämtliche Arbeiten zugunsten des Vereins sind ehrenamtlich.

Die Gastkinder sind mindestens 8 Jahre alt, die größeren Kinder haben in der Schule schon ein wenig deutsch gelernt. Es ist nicht erforderlich, daß jemand in der Gastgeberfamilie russisch spricht. Wenn die erste Befangenheit abgelegt ist, klappt die Verständigung mit "Händen und Füßen" erstaunlich gut. Das ist auch für die Gastgeber immer wieder ein besonderes Erlebnis.

Viele Menschen haben Bedenken, Gastkinder aufzunehmen. Sie meinen, sie hätten nicht genügend Zeit für die Kinder oder nicht genügend Zeit, um Ihnen die Sehenswürdigkeiten unserer Heimat zu zeigen. Die Gastkinder aus Belarus sind dankbar, wenn sie nicht von einem Ort zum anderen "geschleppt" werden. Sie genießen das Spielen im Garten oder auf dem Spielplatz und wenn sie den Kindern etwas Spielzeug anbieten, können sie sich damit den ganzen Tag beschäftigen. Besonderen Spaß macht den Kindern ein Besuch im Schwimmbad, oder eine Fahrradtour oder ein Picknick im Grünen.

Die Erfahrungen im 3-4 wöchigen Zusammenleben mit belarussischen Kindern sind natürlich sehr unterschiedlich. Das eine Kind verhält sich liebt und brav, das andere Kind wird auch schon mal aufsässig und frech. Weißrussische Kinder sind so wie Kinder überall auf der Welt. Selbstverständlich helfen auch die weißrussischen Betreuerinnen jederzeit. In der Regel täglich betreuen sie die Kinder in Gruppen. Die Kinder treffen dann ihre Freunde, spielen miteinander, basteln usw. wirklich schlechte Erfahrungen mit einem Gastkind sind bislang die Ausnahme. Und an der Zahl der vielen Wiedereinladungen sieht man, daß viele Gastfamilien gern den Kontakt zu ihrem Gastkind- und auch zur Familie des Gastkindes- behalten möchten.

Auch wenn dieses Informationsblatt neuen Gasteltern bei der Aufnahme eines oder zweier Gastkinder ein wenig helfen soll, so ersetzt es sicherlich nicht die Gespräche und den Erfahrungsaustausch mit anderen Gasteltern. Und: für die Entscheidung, ein Kind bei sich aufzunehmen, sollten nicht nur Hilfsbereitschaft, sondern vor allem Liebe zu Kindern und Freude am Umgang mit Kindern den Ausschlag geben.

Zum Schluß einen Auszug aus einem Brief einer russischen Betreuerin: "Auch bei uns in Belarus wird heute viel für die Kinder getan. Zweimal im Jahr 1996/1997 wurden Untersuchungen vom Institut für radioaktive Sicherheit durchgeführt, so auch bei uns in Skorodnoje. 26 Kinder wurden untersucht. Unter diesen Kindern waren über 80% mit mehr als 40 Bq/kg belastet. Der Grenzwert beträgt 20 Bq/kg. Höchstdosen von mehr als 400 Bq/kg gibt es bei einer Reihe von Kindern. Ein bekannter Fall ist der des Jungen Nikolai Ermakov. Er hat aphasische Anämie, eine besonders schlimme Krankheit. Aber da ist auch noch die kleine Tatjana, sie ist 1,5 Jahre alt und hat Augenkrebs. Weitere Kinder leiden an Nierenerkrankungen und Störungen des Immunsystems.

In einer Zeit politischer und wirtschaftlicher Turbulenzen sind wir auf Hilfe aus dem Ausland angewiesen — und Sie helfen uns! Darum verbeuge ich mich vor Ihnen und sage vielen herzlichen Dank für Eure Hilfe und Teilnahme. Ich bin überzeugt, daß wir gemeinsam das Unglück überwinden können. Meine Kolleginnen und ich wünschen Euch alle Gesundheit und Wohlergehen."

Ein Schweizer Ärzteteam hat belarussische Gastkinder, die in Schleswig-Holstein zur Erholung waren, untersucht. Gegenüber den Kindern, die noch nie bei uns in Schleswig-Holstein zur Erholung waren, stellte sich heraus, daß sie in einem deutlich besseren Zustand waren.

Wir suchen dringend neue Gasteltern, die Kinder aus Belarus einladen möchten.

Für weitere Informationen stehen wir zur Verfügung:

Vorsitzender des Vereins Initiative für Kinder von Tschernobyl e.V. Rendsburg und Umgebung
Fritz Arens, Hauptstr. 1, 24799 Friedrichsholm,
Tel.: 04339/267 — Fax: 04339/365 — E-Mail:
Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.

Lisa Ketelsen, Meierhof 58, 24863 Börm, Tel.: 04627/486
Annegret Theede-Sievers, Dorfstr.
26, 24800 Elsdorf-Westermühlen, Tel.: 04332/1249
Elke Grafe, Dorfstr. 45, 24622 Gnutz, Tel.: 04392/5107
Ellen Lingel, Kellerlandstr. 19, 25557 Grünental, Tel.: 04872/3644
Heidemarie Rose, Sattelkamp 6, 25581 Hennstedt, Tel.: 04877/621
Gerda Ohrt, Mühlenweg 3, 24790 Höbek, Tel.: 04331/91436
Eva Strichau, Alter Bahnhof 12, 24783 Osterrönfeld, Tel.: 04331/8579
Rudolf Kumutat, Bahnhofstr. 55, 24783 Osterrönfeld, Tel. u. Fax: 04221/88463
Dieter Schneekloth, Aukamp 22, 24783 Osterrönfeld, Tel. u. Fax: 04331/89147,
E-Mail: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.
Ruth Busch, Hörsten 50, 24594 Remmels, Tel. u. Fax: 04871/1797
Isabel Sievers, Pöschendorferstr. 32, 25560 Schenefeld, Tel.: 04892/1672
Karin u. Johannes Bock, Dorfstr. 82, 24784 Westerrönfeld, Tel.: 04331/88063

Spendenkonto: Sparkasse Mittelholstein AG (BLZ: 214 500 00)
Kto.: 2 331 935

Auf Wunsch erhalten Sie gern eine Spendenbescheinigung

Vorstandsmitglieder
Fritz Arens (Vorsitzender) · Gerda Ohrt (stellvertr. Vorsitzende)
Eva Strichau ( Schatzmeisterin) · Gunda Arens (Schriftführerin)

Vereinsregister Amtsgericht Rendsburg VR-Nr. 703 — Gemeinnützigkeit anerkannt

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